Yvonne Wigger, Modeassistentin

"Da es gerade mit ihrem mittlerweile bestätigten Weggang bei Céline aktuell ist (und weil ich schon lange Fan von ihr bin), bin ich für 2018 besonders gespannt, wie es mit Phoebe Philo weitergeht. Ich hoffe sehr, dass sie doch irgendwo weitermacht.

Aus der Modelriege haben mich dieses Jahr besonders Kaia Gerber, Adwoa Aboah und Luna Bijl besonders begeistert. Außerdem liebe ich die Arbeit von Raf Simons für Calvin Klein. Ebenso gefiel mir, dass immer mehr Modelabels mittlerweile so viel an Nachhaltigkeit denken – das muss 2018 noch mehr werden! Es fängt auch im Kleinen an: Ich selbst versuche so weit es geht auf Produkte in Plastikverpackungen zu verzichten.

Apropos Plastik: Den passenden Modetrend dazu finde ich überhaupt nicht zeitgemäß. Viel interessanter hingegen ist, wenn Kleidung mehrfach verwertet wird und frühere Stücke neu dekonstruiert werden, wie wir es etwa bei Sacai oder Balenciaga sehen. Der Einfuss der Kunst auf die Mode wie bei Prada gefällt mir ebenfalls.

In Zukunft wird, meiner Meinung nach, das Handwerk noch mehr im Fokus stehen – das zeigt bereits der große Erfolg von Loewe. Weniger ist mehr sollte die Devise für 2018 lauten. Vielleicht überrascht es jetzt, wenn ich gleichzeitig sage, dass ich mir für 2018 mehr Fransen wünsche – an allem!"

Silke Friedrich, Head of Vogue Digital

"Als Kind der 90er-Jahre feiere ich aus nostalgischen Gründen insbesondere das Comeback dieses Jahrzehnts – von Kopf bis Fuß, insbesondere in der Streetwear. Das hat mir vergangenes Jahr besonders gefallen, genauso wie die stetigen Debatten um Diversität, Nachhaltigkeit und Body-Positivity. Allerdings hoffe ich für das neue Jahr, dass genau das zeitnah dazu führen wird, dass wir genau darüber nicht mehr diskutieren müssen. Diversität und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit sollten zur Selbstverständlichkeit werden.

Der kometenhafte Aufstieg von Kaia Gerber hat mich außerdem beeindruckt. Das liegt nicht zuletzt natürlich an ihrer berühmten Mutter. Aber auch das Phänomen spiegelt für mich die 90s-Nostalgie wider – wo Kaia auftritt, erinnert man sich immer wieder gerne an die große Zeit von Cindy Crawford.

Geht nicht, gibt’s nicht: Es gibt viele 'Trends', die nicht meinem Stil entsprechen, dafür jemand anderem ganz wunderbar stehen. Ich mochte dieses Jahr das BlazerkleidCargo- und Radlerhosen fand ich hingegen eher gewöhnungsbedürftig. Für 2018 wünsche ich mir, dass Mode weiterhin so viel Spaß macht wie 2017 – diese Entwicklung hat mit den vielen Merch-Produkten schon richtig Fahrt aufgenommen. Dementsprechend gespannt bin ich natürlich, wie es mit Demna Gvasalia und Alessandro Michele weitergeht – bisher macht ihre Arbeit nämlich genau das: Spaß.

Ebenso gespannt bin ich darauf, wie es mit dem Label Telfar aus New York weitergeht – meiner Meinung nach war das eines der spannendsten Newcomer-Labels."

Alexandra Kruse, Kolumnistin

"2017 war das Jahr, in dem ich bei vollem modischen Bewusstsein entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten genau zwei Sachen gekauft habe: eine Alanui-Strickjacke und ein Kleid von Vita Kin, beides sowas wie ein Wohnzimmer mit sehr bequemer und luxuriöser Couch. Ich glaube tatsächlich – von meinem eigenen Konsumverhalten ausgehend – dass es eine absolute Hinwendung zur Einzigartigkeit gibt und man sich genau überlegt, was man wo kauft. Ein schönes Signal.

Mir gefällt auch die Idee, und der Erfolg von beispielsweise Vestiare Collective bestätigt das, dass nicht immer alles neu sein muss und man seine Schätze teilen, weiterverschenken und ihnen so ein neues Leben einhauchen kann. Auch wenn ich mich bei Gucci in der Via Napoleone schwer in einen pinkfarbenen Nerz mit Schlangen-Intarsien verliebt habe, finde ich es gut, dass es dort zukünftig keine Pelze mehr geben wird. Eventuell hätte ich ihn kaufen sollen – als Investition…

 

Das Schweizer Model Tamy Glasur hat mich dieses Jahr besonders beeindruckt, zuletzt war sie auf dem Cover des Purple Magazines zu sehen. Ihre Freundin Dominique Rinderknecht, eine ehemalige Miss Schweiz, und sie sind genau die Regenbogen-Einhörner, die das Alpenland, in dem ich lebe, die Welt so viel bunter machen und Menschenrechten ein Gesicht verleihen. Erstaunlich, dass das eben immer noch nicht selbstverständlich ist.

 

Das vergangene Jahr war in meinen Augen ein gutes für modischen Individualtourismus, ich konnte mein Bild von mir weiterentwickeln, das erstaunlich wenig mit Kleidung zu tun hat. Ansonsten fühle ich mich im eklektischen Gucci-Imperium sehr verstanden. Verschwinden darf 2018 daher für mich alles, was nicht authentisch und nicht von Herzen kommt. Das ist einiges. Bleiben und kommen darf ein neues Frauenbild. Phoebe Philo, ich zähl auf dich!"